Realschule hält Unterrichtsstunde zum nPA

Bundesweit erste Unterrichtsstunde zum Online-Ausweisen mit dem nPA in der 10. Klasse der Realschule Feuchtwangen

21.12.2015

Der gemeinnützige Verein buergerservice.org treibt die Verbreitung der Online-Ausweisfunktion (eID = elektronische Identität) des neuen Personalausweises (nPA) und von De-Mail intensiv voran. Diese beiden Instrumente werden von der Bundesregierung und den zugehörigen Dienstleistern unter großen finanziellen Vorleistungen bereits seit über vier Jahren flächendeckend allen Bürgerinnen und Bürgern für rechts- und datensichere digitale Dienste zur Verfügung gestellt. Trotzdem sind die mit dieser sicheren Infrastruktur verbundenen Möglichkeiten in der Bevölkerung und bei Unternehmen nahezu unbekannt. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, zu den neuen Möglichkeiten die notwendige Aufklärungsarbeit zu leisten und Medienkompetenz zur Nutzung zu vermitteln.

Unter diesem Anspruch hat der Verein eine Unterrichtsstunde zum Online-Ausweisen mit dem nPA für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 konzipiert. Am vergangenen Freitag, 11.12.2015, konnte im Rahmen des IT-Unterrichts in der 10. Klasse der Realschule Feuchtwangen bundesweit erstmalig eine derartige Unterrichtsstunde mit 19 Schülerinnen und Schülern durchgeführt werden.

Rudolf Philipeit, Vorsitzender des Vereins buergerservice.org, hat diese Unterrichtsstunde gehalten und kommt zu einem sehr bemerkenswerten persönlichen Fazit: "Üblicherweise höre ich von meinen Mitmenschen im reiferen Alter zum Thema Online-Ausweisen mit dem Personalausweis, das ist etwas für die junge Generation. Die Unterrichtsstunde hat gerade das Gegenteil bestätigt. Von den 19 anwesenden Schülerinnen und Schülern hatten bereits 17 den nPA von der Gemeinde erhalten. Keiner von den Jugendlichen konnte beim Abholen ihres ersten Ausweises mit der Online-Ausweisfunktion etwas anfangen und hat deshalb diese Funktion erst gar nicht aktivieren lassen. Dieses Ergebnis liegt deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt über alle Altersgruppen, wonach ca. jeder Dritte diese Funktion vom Meldeamt freischalten lässt. Damit wird die Überlegung unserer Vereinsmitglieder bestätigt, dass besonders auch in den 9. und 10. Jahrgangsstufen der Schulen Aufklärungsarbeit für diese neuen Möglichkeiten im Bereich Datenschutz, informationelle Selbstbestimmung und IT-Sicherheit durchgeführt werden sollte."

Problembewusstsein herstellen

Im Rahmen der Unterrichtsstunde wurde zunächst das Problembewusstsein hergestellt. Die Jugendlichen sind mit dem Internet, wie wir es heute kennen, aufgewachsen und kennen es nicht anders, als dass es mit Diensten wie Facebook, WhatsApp usw. viel Spaß macht, aber auch viele Sicherheitsrisiken birgt.

Die Situation ist vergleichbar mit dem Autoscooter auf dem Rummelplatz. Die Jugendlichen haben in diesem bildhaften Vergleich nur das mit viel Spaß verbundene Fahren von Autoscootern erlebt und können sich eine geregelte Verkehrsinfrastruktur mit TÜV, Nummernschildern an den Fahrzeugen, Verkehrsregeln, Verkehrszeichen und Verkehrsüberwachung nicht vorstellen. Genau in diesen Bereich gehört aber die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises. Diese bedeutet im bildhaften Vergleich das Nummernschild und der "TÜV" am KFZ. Es geht also beim nPA nicht darum, den Spaß-Bereich im Netz einzuschränken, sondern vielmehr hilft uns der nPA neben dem Spaß-Bereich neue nützliche, sichere Dienste im Netz zu ermöglichen.

Unterricht zur Technik und zum Diensteangebot

In weiteren Kapiteln der Unterrichtsstunde wurde auf die Sicherheit und die Technik zum neuen Personalausweis und auf die möglichen Dienste eingegangen. Natürlich sind für die Schülerinnen und Schüler die heute vorhandenen ca. 100 Online-Dienste wie z. B. die Rentenauskunft, das Ab- und Ummelden von KFZ, die Auskunft aus dem Punkteregister in Flensburg, das Beantragen eines Führungszeugnisses oder die Abwicklung von BaföG noch sehr weit entfernt, aber aufgrund der jahrelangen Gültigkeit von Ausweisen sollte man sich für den passenden Moment beim Abholen des Ausweises rüsten.

Fragen und Antworten

An diesem Punkt wurde im Rahmen der Unterrichtsstunde am intensivsten nachgefragt und diskutiert. Niemand kannte die Möglichkeit, dass man die Online-Ausweisfunktion in seinem Ausweis von Seiten der Behörde aktivieren lassen kann (ist sowieso der Auslieferungszustand des Ausweises) und der Ausweis trotzdem nicht für Online-Dienste einsetzbar ist. Der Ausweis kann nämlich erst dann für Online-Dienste genutzt werden, wenn auch der Besitzer des Ausweises die fünfstellige Transport-PIN im Ausweis in eine sechsstellige persönliche PIN abändert. Dies muss der neue Ausweisbesitzer nicht im Meldeamt machen, sondern er kann es Jahre später vornehmen, indem er dann den noch versiegelten PIN-Brief aus seinen Unterlagen holt und die Transport-PIN freirubbelt. Also erst wenn beide Seiten, die Behörde und der Besitzer des Ausweises den Ausweis "aktiviert" haben, ist der Ausweis für Online-Dienste funktionstüchtig.

Diese Möglichkeit spart einen Gang zum Meldeamt und 6 Euro Gebühren, welche bei einer späteren Freischaltung der Online-Ausweisfunktion von der Gemeinde verrechnet werden.

Erste Ergebnisse nach 90 Minuten Unterricht

Am Ende der Unterrichtsstunde wurde noch einmal nachgefragt: wer würde mit dem neuen Wissen die Online-Ausweisfunktion im Amt aktivieren lassen. Spontan haben sich 9 von den 19 Schülerinnen und Schülern hierzu mit einem Ja geoutet.

Ein Schüler will die Möglichkeit, dass man das Führungszeugnis mit dem Ausweis online beantragen kann, in seinem Verein technisch mit einem gebrauchten PC zur Verfügung stellen. Damit müssten die Vereinsmitglieder, welche ab und an ein Führungszeugnis benötigen, nicht selbst ein Kartenlesegerät für den Ausweis kaufen. Derartige Vorhaben werden vom gemeinnützigen buergerservice.org e.V. mit der passenden kostenfreien Linux-Software und einer individuellen Beratung unterstützt.

Frau Buchwald, Lehrerin für Informationstechnologie (IT) in der Realschule Feuchtwangen, findet: "das waren interessante und spannende 90 Minuten. Mit dem Ergebnis, dass nahezu die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler durch die Wissensvermittlung ihren Ausweis einschalten lassen würden, bin ich auch als Lehrkraft sehr zufrieden. Es zeigt die Schülerinnen und Schüler haben aufgepasst, mitgemacht und sich am Ende eine Meinung gebildet. Die spontane Projektidee eines Mitschülers motiviert mich ganz besonders, an diesem für unsere gesamte Gesellschaft sehr wichtigen Themenfeld IT-Sicherheit und Datenschutz mit den Schülerinnen und Schülern dranzubleiben"

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