VideoIdent vs. Online-Ausweisen (eID) - nicht entweder oder, sondern die Kombination aus beiden ist die Gunst der Stunde.

VideoIdent-Anbieter können das Online-Ausweisen für einen uneingeschränkten Geschäftsbetrieb und für ein besseres digitales Gemeinwohl aktiv in ihr Portfolio mit einbinden.

22.08.2022

 Quelle: Bundesministerium des Innern und für Heimat; Bundesdruckerei GmbH

Wer sich in der digitalen Welt rechtsgültig identifizieren muss, hält oft nur noch einen Ausweis in die Kamera seines Smartphones oder Tablets. Total einfach - und total sicher, so haben es zumindest die Anbieter des Verfahrens VideoIdent dargestellt. Nun hat der Chaos Computer Club nachgewiesen, dass man bei den verschiedenen VideoIdent-Verfahren sehr wohl eine falsche Identität vortäuschen kann.

Bei buergerservice.org haben wir diese neuen Erkenntnisse erörtert. Rudolf Philipeit (Vorsitzender buergerservice.org e.V.) fasst das Ergebnis der Diskussion zusammen: “Das VideoIdent-Verfahren wurde umfangreich genutzt, ist nach neuesten Erkenntnissen jedoch unsicher. Die Online-Ausweisfunktion (eID) ist sicher, wird aber noch wenig genutzt. Eine Kombination aus beiden ist eine aktuelle Chance für die Akzeptanzsteigerung zur eID, und so auch für ein besseres digitales Gemeinwohl in Deutschland.”

In der Stärken-Schwächen-Analyse wird diese Chance schnell deutlich: Die Stärke von VideoIdent ist, dass die betroffenen Nutzer für das Identifizieren aktiv zu einem Call-Center oder einem KI-System geroutet werden. Nach diesem Routing erfährt der Nutzer eine vollständige Führung bis zum Abschluss der Identitätsfeststellung. Egal ob man mit den Fingern den Personalausweis an bestimmten Stellen abdecken muss, ob man Ihn verwinkelt in die Kamera halten muss oder ob man eine Sprechprobe abgeben muss, jeder Schritt wird situativ ganz genau dem Nutzer durch das Call-Center oder das KI-System erläutert.

Damit werden die Schwächen beim Online-Ausweisen mit dem Personalausweis offensichtlich. Hier bleibt der Nutzer vollständig auf sich alleine gestellt. Er muss sich viele Dinge selbst zusammensuchen. Die AusweisApp2, den PIN-Brief, die korrekte Stelle zum Anhalten des Ausweises am Smartphone, die Kopplungsmöglichkeit von PC und Smartphone usw. Das Routing und Begleiten oder allgemeiner, das Abholen und Mitnehmen, wie bei VideoIdent-Verfahren findet nicht statt.

Die Gunst der Stunde kann an dieser Stelle relativ einfach genutzt werden: Die Dienstleister zu VideoIdent nehmen die Online-Ausweisfunktion aktiv in ihr Portfolio mit auf. Anstatt sich den Ausweis in eine Kamera halten zu lassen gibt man Anweisungen zum Installieren der AusweisApp2, zum PIN-Brief, und zur passenden Stelle, wo der Ausweis an das eigene Smartphone anzuhalten ist. Abschließend wird dann, weiterhin mit Hilfe der aktiven Betreuung, die ganz normale Online-Ausweisfunktion zum Einsatz gebracht.

Nach Erfahrungen von buergerservice.org ist der zeitliche Aufwand in einer ähnlichen Größenordnung, wie bei dem sonst üblichen VideoIdent-Verfahren. D. h. es sollten keine Mehrkosten für die Dienstleistung der Identitätsfeststellung entstehen. Es kommen bei dieser Form der Einführung der eID zwei wesentliche Vorteile mit hinzu:

  • die Sicherheit steigt sofort auf das Vertrauensniveau hoch.
  • Bürgerinnen und Bürger erlernen das Online-Ausweisen und benötigen beim zweiten oder dritten Mal bereits keine weitere Betreuung.

buergerservice.org hat in den vergangenen Jahren einen umfangreichen Erfahrungsschatz beim Abholen und Mitnehmen von Bürgerinnen und Bürgern zum Online-Ausweisen gesammelt. Sehr gerne stellen wir unser Wissen für die “Gunst der Stunde” allen beteiligten Akteuren zur Verfügung. Wir freuen uns auf den Dialog mit Ihnen.

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