Mal wieder eine echte Messe! Die KOMMUNALE 2021 in Nürnberg war unser Einstieg.

Ein Bericht von Werner Kampert über den Messeauftritt von buergerservice.org auf der KOMMUNALE 2021 in Nürnberg

26.10.2021

Werner Kampert (l) und Rudolf Philipeit (r) freuen sich über die erste echte Messe nach langer Zeit (Foto: buergerservice.org)

Menschen, mit denen man ein Gespräch führen konnte. Und ja, die virtuellen Konferenzen und Ausstellungen haben eine wertvolle Rolle bei der Überbrückung der Pandemie eingenommen. Und ich bin auch ein echter Fan dieser Techniken geworden. Aber, so richtig unterhalten und auch feine verbale und non-verbale Kommunikationsteile wahrnehmen, das ist schon klasse. So nun genug der Gefühlsduselei.

Die KOMMUNALE 2021 schaffte wieder eine Plattform, wo Anbieter und Anwender in einen regen Dialog treten konnten. Flankiert wurde die Messe von zahlreichen Fachvorträgen, die nützliche Informationen und Hintergründe liefern konnten.

Foto: buergerservice.org

Ein großes Feld nahmen aber diesmal die digitalen Angebote wahr. Und hier hat die Pandemie auch eine Dynamik erzeugt, die vor zwei Jahren noch schwer vorstellbar war. Nahezu für alle Bereiche des - kommunalen - Lebens gibt es digitale Lösungen, und oftmals nicht nur eine. Während die Pandemie eine Triebfeder für die Digitalisierung darstellte, so ist das Online-Zugangs-Gesetz (OZG) eine weitere. Weiterhin ist zu erwarten - und zu begrüßen - dass das Angebot an digitalen Lösungen zunehmen wird. Wo vor gar nicht langer Zeit der Weg ins Rathaus unumgänglich war, kann das heute weitgehend aus dem Wohnzimmer, und das 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche erledigt werden. Eine anfängliche Skepsis weicht mehr und mehr. Verwaltungen erkennen die Vorteile und auch die Notwendigkeiten das digitale Angebot auszubauen. Eine hohe Sensibilität zum Datenschutz wird flankiert von gesetzlichen Vorgaben. Diese stellen sicher, dass wir heute Daten im kommunalen Umfeld abliefern können, und dabei die Sicherheit haben, dass diese Daten ihrem Zweck entsprechend verwendet werden.

Toll, oder!?

Foto: buergerservice.org

Es darf hier jedoch nicht verschwiegen werden, dass noch nicht alles Gold ist, das glänzt. Wenn der Weg auch in die richtige Richtung geht, so existieren nach wie vor Herausforderungen, denen wir uns widmen müssen. Die Feststellung und Verwaltung der digitalen Identität ist nach wie vor von zentraler Bedeutung. Das Internet, als DAS Medium der Erledigung von Aufgaben ist nicht mehr wegzudenken und absolut notwendig die gesteckten Ziele zu erreichen. “Wir müssen weg vom Spaß-Internet hin zu einer verlässlichen und vertrauensvollen Plattform, die es erlaubt Amtsgeschäfte und Behördengänge zuverlässig abzuwickeln” sagt Rudolf Philipeit, der Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Vereins “buergerservice.org” (www.buergerservice.org ). Rudolf Philipeit hat sich mit seinen Mitstreitern zur Aufgabe gemacht Aufklärung zu betreiben und den Bürgern zu zeigen, dass eine sichere digitale Identität kein Hexenwerk ist und heute mit vertretbarem Aufwand möglich ist. “Die Technik ist - auch in der Breite - verfügbar, wir müssen sie lediglich in die Abläufe integrieren und das Ganze auch umfassend vermarkten” sagt Philipeit.

Der Deutsche Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion - ein klasse Produkt ohne Vertriebspower

Foto: buergerservice.org

Damit zielt er in erster Linie auf den Deutschen Personalausweis mit Online Ausweisfunktion (eID). In gewissen Kreisen immer noch nPA (neuer Personalausweis) genannt, obwohl die ersten Exemplare bereits vor gut 10 Jahren ausgegeben wurden. Laut Philipeit auch heute noch ein Ausweis um den uns andere Staaten beneiden. “Gut 10 Jahre im Feld, plus einige Jahre Entwicklung zeigen, wie fortschrittlich die Forscher und Ingenieure dieses Produkt entworfen haben” kommt Rudolf Philipeit aus dem Schwärmen kaum heraus. Und er hat recht! In Verbindung mit einem modernen SmartPhone wird das benötigte Lesegerät überflüssig. Diese Funktion übernimmt das Handy, und in Kürze sogar in der besonders komfortablen Variante Smart-eID. Einmal sicher identifiziert (wer bin ich, und das vom Deutschen Staat zur Laufzeit rechtssicher bestätigt) und authentifiziert (ich bin das auch wirklich) eröffnet sich ein ganzer Kosmos an Aufgaben, die zuverlässig und sicher über das Internet - das dann kein Spaß-Internet mehr ist - abgewickelt werden können. Diese sind dann keineswegs auf kommunale Vorgänge beschränkt. Insgesamt darf die Online-Ausweisfunktion als ein klasse Produkt bezeichnet werden, jedoch fehlt diesem Produkt jegliche Vertriebspower im Rücken. Das ist auch leicht nachvollziehbar, denn kein Ministerium, keine Kommune und auch keine andere Behörde haben Vertriebsmitarbeiter. Von dieser Problematik ist nicht nur das Online-Ausweisen betroffen sondern alle anderen E-Government-Angebote (Führungszeugnis Online, iKFZ usw.) haben ebenfalls damit zu kämpfen.

Aufklärung ist die Mission

Dieter Rittinger (l) und Rudolf Philipeit (r) im Gespräch über die bald verfügbare Smart-eID (Foto: buergerservice.org)

Überzeugen tut Rudolf Philipeit vor allem dadurch, dass er keinen Businessplan im Hinterkopf hat. “Aufklärung ist unsere Mission, das Business kommt mit zunehmender Akzeptanz und Nutzung der eID von ganz alleine” sagt er. Dabei freut er sich natürlich über jeden Mitstreiter, jede Kommune, die willkommene Mitglieder im Verein - buergerservice.org - werden können. “Je größer unsere Plattform ist, desto effizienter sind wir mit unserer Aufklärung und umso mehr beschleunigt die Digitalisierung in Deutschland gegenüber anderen Ländern”.

Mehrere Werkzeuge und Vorgehensmodelle und sogar zwei Messeneuheiten wurden präsentiert

Die beiden Messeneuheiten von buergerservice.org: beim SIDbook ist die SIDbox in ein Notebook integriert worden; die Raspberry PI-Anwendung MyPersoDoor ermöglicht das Öffnen der eigenen Haustüre mit Hilfe der eID-Selbstauskunft (Foto: buergerservice.org)

Um die Aufklärungsarbeit erlebbar betreiben zu können wurden und werden von buergerservice.org seit der Gründung im Jahr 2014 mehrere Werkzeuge und Vorgehensmodelle erstellt und weiterentwickelt. Mit Hilfe der SID-Box (Secure Identity-Box) lassen sich an entsprechend frequentierten Stellen Bürgerterminals für alle Dienste mit Online-Ausweisfunktion herstellen und betreiben. Als eine Messeneuheit wurde die SID-Box in einem Notebook verbaut und so das erste SIDbook hergestellt. Das Vorgehensmodell OZG2Go ermöglicht Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger auf einfachste Art und Weise an die OZG Nutzerkonten heranzuführen. Ein weiteres Modell zur eID-Wissensvermittlung trägt das Kürzel SdS. SdS steht für Selbstschutz durch Selbstauskunft . buergerservice.org stellt mit SdS Programmierbeispiele, wie den eID-Windows 10-Login oder einen eID-Türöffner als zweite Messeneuheit, auf Github zur Verfügung. So kann sich auch die Entwicklergemeinde leicht mit eID-Anwendungen vertraut machen, eigene Anwendungen entwickeln und so zur Wissensvermittlung beitragen.

Das Vereinsmitglied Stadt Homberg (Efze) berichtet über gemeinsame Projekte

Jörg Jessen ist Projektleiter in Homberg (Efze), Foto: buergerservice.org

Die Stadt Homberg (Efze) wird gemeinsam mit buergerservice.org in den nächsten Monaten zwei Projektideen umsetzen. Neben dem bereits oben erwähnten Vorgehensmodell OZG2Go wird Homberg (Efze) zur sicheren E-Mail-Stadt hochrüsten. Sichere E-Mail-Stadt bedeutet für die Verantwortlichen, dass jeder Einwohner eine kostenfreie sichere E-Mail erhalten kann. Es handelt sich dabei um die Lösungen Vorlksverschlüsselung von Fraunhofer SIT Darmstadt und das Produkt De-Mail. Die Bürgerinnen und Bürger können dabei selbst entscheiden, ob sie lieber den eigenen E-Mail-Client auf dem lokalen PC (Outlook oder Thunderbird) mit der Volksverschlüsselung oder eine Webmail per De-Mail bevorzugen. Für beide Varianten lädt Bürgermeister Dr. Nico Ritz die Einwohner in das Rathaus ein, um dort die Registrierung mit Hilfe von geschulten Kräften vornehmen zu können. Projektleiter Jörg Jessen ergänzt: “wir werden nicht nur die Bürgerinnen und Bürger ansprechen, sondern alle in der Stadt ansässigen Unternehmen und Institutionen werden über die Möglichkeit der sicheren E-Mail-Stadt informiert und aufgeklärt. Unser Ziel ist es, dass die vielfältigen Gefahren im Netz, wie z.B. Datenklau oder Verschlüsselungstrojaner, in der Stadt Homberg (Efze) keine Chance mehr haben.”

Das Vereinsmitglied DeGIV präsentiert seine Integrationsplattform

Foto: buergerservice.org

Eine weitere faszinierende Lösung stellt uns Dieter Rittinger vor. Dieter Rittinger, Geschäftsführer der Firma DeGIV (www.degiv.net) bietet die weltweit einzige sozialdaten- und DSGVO-konforme Interaktionsplattform abseits des offenen Internets an. Mangels Alternativen hat er dazu ein Terminal als Zugangslösung für alle entwickelt, um so ohne Bedarf an Technikbesitz- oder Wissen digitale Teilhabe von Beginn zu hoher Akzeptanz zu bringen. Ziel ist es, ein digitales Öko-System niederschwellig überall bereitzustellen, wo eine Steckdose verfügbar ist.. Von der sicheren und eigenständigen Identifikation bis zur elektronischen Antragstellung oder der vollständigen Bearbeitung von Sachverhalten inklusive eines Online-Video-Gespräches kann das als “Digitaler Servicepunkt” im Krankenversicherungsumfeld bekannte Multitool der Digitalisierung natürlich auch alle Bürgerservices und mehr mit dem Personalauswies umsetzen. Die DeGIV setzt auch dort auf Kooperationen und die Bereitstellung der Plattform für die hier auch beschriebenen Partner.

Dafür ist sein Terminal mit allen notwendigen Geräten bestückt. Ein Scanner macht aus Papier bei Bedarf original-ersetzende digitale Belege, diePorträtkamera macht biometrische Fotos für Führerscheintausch, Personalausweis oder Patientenakte. . So wird die Datenqualität durch die Kooperation z.B. mit Form-Solutions von der Quelle an direkt verbessert und die Weiterverwendung über beliebige Schnittstellen mit geringstem Aufwand möglich, In einem speziell für Persönlichkeitsdaten der höchsten Schutzklasse abseits des öffentlichen Internets permanent überwachten Datennetzes wird dieses Datenpaket weder auf dem Gerät noch innerhalb der Plattform gespeichert und mehrfach abgesichert an die empfangene Stelle (z.B.: Kommune oder Krankenkasse) weitergeleitet. Damit bleibt der Inhalt der Sendung vollständig vertraulich.

Der für alle Institutionen gemeinschaftliche Nutzungs-und Finanzierungsansatz macht so digitale Prozesse und sichere Informationen überall dort möglich, wo eine Steckdose verfügbar ist. Mehr wird nicht benötigt, um mit dem Personalausweis endlich die Nutzung im Alltag zu ermöglichen. Die sichere Versendung oder Entgegennahme von Poststücken im kostenlosen Dokumentenfach

“Wir wollen ein Angebot schaffen, dass endlich die vermeintlich trennenden Insellösungen für alle Altersklassen verbindet”, sagt Dieter Rittinger. Rund 300 Digitale Servicepunkte stehen bereits in Deutschland und es sind bereits weitere 100 in Bestellung. “Allein die Reduzierung von Fehlern, die durch eine herkömmliche Verwendung von Papieranträgen entstehen, amortisieren die Kosten für die komplette Infrastrukturlösung” erklärt Rittinger die Vorteile des Systems.

Das Vereinsmitglied Form-Solutions stellt Formulare mit Integration der Online-Ausweisfunktion vor

 Rudolf Philipeit (l), Sascha Zink (m) und Matthias Rolshausen (r) im Gespräch über das Online-Ausweisen mit dem Smartphone (Foto: buergerservice.org)

Weitere eID-Hilfestellung für Kommunen bietet die Firma Form-Solutions GmbH (www.form-solutions.de ). “Wir bieten die behördlichen Formulare in digitaler Form an” sagt Matthias Rolshausen. “Dabei sind die digitalen Formulare von unseren Mitarbeitern so intelligent entworfen, dass nur Fragen, die für den Vorgang relevant sind, ausgefüllt werden müssen”, ergänzt Sascha Zink. Ein echtes “Goody” bietet Form-Solutions seinen Kunden durch einen Stab von knapp 20 Mitarbeitern, die regelmäßig gesetzliche und behördliche Änderungen “scannen” und die Formulare entsprechend anpassen. So kann eine Kommune jederzeit sicher sein, dass die Anträge, Eingaben, etc. jederzeit rechtskonform sind. “Eine Anbindung an die Fachverfahren innerhalb der Verwaltung bieten wir ebenfalls an”, so die Vertreter von Form-Solutions. Komplettiert wird die Lösung durch den Anschluss an den (neuen) Personalausweis. “Jeder digitale Antrag muss von einer natürlichen Person erstellt und abgeschickt werden. Der Personalausweis stellt uns genau diese Funktion zur Verfügung”, verweisen Matthias Rolshausen und Sascha Zink auf die Symbiose zu den von DeGiv und buergerservice.org angebotenen Terminals.

Fazit

“Nach zwei Tagen Messe ziehen wir ein positives Fazit”, resümiert Rudolf Philipeit. “Es zeigt wieder einmal wie sehr die Aufklärung zu elektronischen Identitäten noch in den Kinderschuhen steckt, und wie viele Anregungen wir durch die Gespräche auf unserem Stand erhalten konnten”.

Der Bericht wurde erstellt von Werner Kampert aus Hohen Neuendorf (b. Berlin)

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